Flyer nach Spontidemo aufgetaucht

Im Nachgang der Spontandemo gegen die Räumung unseres Infocafé Wolja ist ein Flyer aufgetaucht, der auf das Verhalten der Stadt Jena, der Polizei und auf die Notwendigkeit autonomer Bewegung eingeht. Wir dokumentieren hiermit den Text:

 

Hausbesetzung „Wolja“ geräumt — Polizeigewalt und -willkür — Oberbürgermeister macht sich lächerlich — Jenawohnen bekennt Flagge — der Kampf geht weiter

Nachdem die Neugasse 17 am Freitag Nachmittag nach fünf Jahren Leerstand besetzt wurde, um das Gebäude wieder der Nutzung zukommen zu lassen und dann ein soziopolitisches Zentrum, das Wolja, einzurichten, wurde es Samstag Mittag von den Sondereinheiten der Polizei geräumt.

Dabei wurde die angemeldete (!) Kundgebung vor dem Haus praktisch ohne Vorankündigung gesprengt. Obwohl die Unterstützer*innen der Besetzung die nachts zuvor errichteten Barrikaden wieder abgebaut hatten und sich vollkommen friedlich verhielten, war der polizeiliche Angriff derart gewaltsam, dass ein Mensch von den Polizist*innen so stark verletzt wurde, dass er mit dem Notfallwagen abgeholt werden musste. Die Polizist*innen wollten den Unterstützer*innen der Besetzung weder ihre Einsatznummer, noch den Namen des Einsatzleiters nennen und verweigerten anfangs sogar Landtagsabgeordneten und ihren Anwält*innen den Zugang zum Geschehen. Zuvor hatte Oberbürgermeister Albrecht Schröter mit den Besetzer*innen verhandelt. Als er merkte, dass sie nicht auf seine politischen Spielchen eingehen wollten und sein versuchter Scheinschulterschluss mit den Unterstützer*innen von diesen nicht angenommen wurde, setzte er Hausbesetzungen und Stalinismus, Sich-ein-leeres-Haus-Nehmen und Massenmord gleich und dampfte ab. Jenawohnen, Eigentümerin des Gebäudes, scheint kein Problem damit zu haben, ein Haus bewusst fünf Jahre leer stehen und verfallen zu lassen, um es einen Tag nach seiner Besetzung ohne bekannten vorhandenen Sanierungsplan oder Ähnliches brutal räumen zu lassen.

Das macht wieder einmal deutlich, dass das abstrakte Recht auf Eigentum im Kapitalismus mehr gilt als die realen Bedürfnisse der Menschen und dass die „Ordnungskräfte“ zur Durchsetzung dessen sogar bürgerliche Rechtsauffassungen mit Füßen zu treten bereit sind. Jena ist eine Stadt mit extrem niedrigem Wohnleerstand und hohen sowie steigenden Mieten, was vielen Menschen das Wohnen in der Stadt unmöglich macht. Alternative Räume wie das soziokulturelle Hausprojekt „Die Insel“ oder das Wolja sind hier wie anderswo strukturell und politisch bedroht. Angesichts ihrer Wichtigkeit im alltäglichen Widerstand gegen den kapitalistischen Normalvollzug ist der Kampf zu ihrem Erhalt bzw. zu ihrer Einrichtung geboten.

So war die Besetzung auch nur der Anfang. Die Besetzer*innengruppe schreibt auf ihrem Blog:

„Die Besetzer*innen resignieren keineswegs wegen der Räumung des schönen Hauses in der Neugasse 17 und unseres Infocafés, sondern sehen diese Aktion als den Beginn einer längeren Kampagne für links-emanzipatorische, selbstverwaltete Räume in Jena und überall auf der Welt. Um diese auf die Beine zu bringen, sind alle Menschen gefragt, welche die Aktionsform und ihre Inhalte sympathisch finden.“
Deshalb: Haltet euch auf dem Laufenden, vernetzt euch, bringt euch ein – im Kampf für Raum zum Leben, Wohnen, Sein und Politik-Machen!

Jena braucht ein Autonomes Zentrum!

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