Wo, wenn nicht Wir und Jetzt? – Über Räume und ihre Möglichkeiten.

Die Straßen fließen in träger Gleichmütigkeit. Menschen ziehen ohne Wenn und Aber vorbei. Grau und grauer als grau bauen sich Gebäude auf, glotzen, schlafen. Rund um uns herum Mauern, die Wege versperren, verunmöglichen. Du kommst hier nicht weiter. Mach die Biege. Hinter dieser Schwelle hast du nichts zu suchen, hinter jener noch weniger und, überhaupt, was willst du hier eigentlich? —

Beobachtungen einer Straßenszenerie, der Alltäglichkeit. Und die Frage, ja, was wollen wir eigentlich, im Allgemeinen und insbesondere mit dieser Besetzung?  Alles beginnt damit, dass wir eine Schwelle nicht nur hinterfragen, sondern bewusst übertreten, sich ihr widersetzen. Diese Schwelle, ein Hauseingang, ist durch Eigentumsverhältnisse markiert, grenzt und schließt aus – Menschen und Ideen, die eben nicht in den kapitalistischen Verwertungsplan hineinpassen oder sich diesem widersetzen. Wer keinen Profit bringt oder mit Träumen im Kopf durch die Straßen geht, die nicht verwertbar sind und sein sollen, hat in dieser Stadt keinen Platz. Dagegen regt sich unser Widerstand und wir nehmen uns Raum für unsere Ideen, mit denen eine vage Vorstellung davon verbunden ist, wie das Andere, von dem wir träumen, aussehen und gelebt werden könnte.

Der Raum ist geöffnet und damit eine, viele Möglichkeiten, sich ihn anzueignen und zu gestalten. Dieser Raum ist dabei mehr als nur ein Zimmer mit vier Wänden bzw. ein Haus mit einigen leestehenden Zimmern. Er ist die Voraussetzung dafür, etwas anders machen zu können. Was oder wie dieses diffuse Andere aussieht ist die Frage, die nun im Raum hängt, die zwischen uns, die wir hier sind, ausgehandelt werden muss und möchte. Und gerade in diesem Moment beginnt schon das Andere. Der Raum, den wir uns gerade nehmen, bietet uns die Möglichkeit, unsere Kritik an bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen in die Praxis zu übersetzen und gemeinsame Wege zu suchen, sich bspw. hierarchiefrei zu organisieren und ein Miteinander zu schaffen, in dem Sexismus und Rassismus draußen bleiben. Das sind der Anspruch, sowie die Herausforderung, vor die uns dieser Raum mitsamt seiner Offenheit stellt.

UTOPIEN, so werden Orte genannt, die noch nicht existieren, die, so lautet der Vorwurf, gar nicht möglich seien. Und doch, wenn die Kritik an dem Bestehenden eben nicht im luftleeren Raum hängen bleiben soll, wenn wir sie nicht auf ein fernes Irgendwann verschieben wollen, dann wird die Notwendigkeit eines Raumes ersichtlich, der im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Auf den wir nicht warten, sondern den wir uns nehmen.

In diesem Raum könnte ein Infocafé entstehen, in dem Reflektion und Intervention zusammen fließen. Dieses Haus könnte ein Ort werden, in dem geflüchtete Menschen auf dem Weg zur Zentralen Aufnahmestelle in Eisenberg einen Plan, eine Information und Unterstützung bekommen und nicht wie derzeit einfach am Bahnhof stranden. Ein Infocafé könnte Anlaufpunkt für Student_innen, genauso wie für Arbeitende und Arbeitssuchende, Obdachlose und die Omi von nebenan sein. Die Ideen, was mit und in diesem entstehenden Raum geschehen könnte, sind vielfältig und schließen unmittelbar an die Kritik an den bestehenden Verhältnissen an.

Ein Haus ist besetzt, Menschen sind in Bewegung, vernetzen sich, spinnen Ideen. Die Häuserzeile ist aufgebrochen, eine Leerstelle entsteht, in die wir unsere Ideen hinein schreiben können. Bunt und wider die Alltäglichkeit. Was wollen wir anders machen, welche Utopien treiben sich in euren Köpfen herum, was wollt ihr anstoßen? Diese Fragen geben wir an dich, an Jede_n von euch, weiter.

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