Zur aktuellen Situation vor dem Haus in der CZS10

Es gab weitere Gespräche mit dem Vertreter der Ernst-Abbe-Stiftung Herrn Schmalbrock. Sein Angebot aus dem vorherigen Gespräch hat sich nicht verändert. Er verlangt, dass wir das Gebäude noch heute Abend freiwillig verlassen und bietet im Gegenzug Verhandlungen über eine Nutzung, morgen früh in seinem Büro an… Gegenstand dieser potentiellen Verhandlungen wäre eine Zwischennutzung des Gebäudes bis die Ernst-Abbe-Stiftung ihre Verwertungsinteressen im Rahmen des Umbaus auf dem Bachstraßenareal wahrnimmt. Außerdem erwartet er von uns ein Konzept, welches einen „kummulativen Mehrwert“ für die Stiftung im Sinne ihrer Satzung bedeutet (Die Frage, worin der „kummulative Mehrwert“ besteht, wenn das Haus weiterhin leersteht, konnte Schmalbrock, ebenso wie die Frage, was dieser Mehrwert sein soll, leider nicht beantworten). Auf eine Diskussion über eine generelle Duldung ohne weitere Verhandlungen bzw. während der Verhandlungen, lässt er sich jedenfalls nicht ein, da dies „unsexy“ bzw. „unelegant“ und keine „klaren Verhältnisse“ wären, auf deren Basis er verhandeln könnte. Grundsätzlich zieht er sich, wie zu erwarten war, auf seine Position als Eigentümer bzw. als dessen Vertreter zurück, welcher nicht nur legitime Interesse hat und dem wir gegenüber als Bittsteller aufzutreten haben bzw. dem wir etwas für die Nutzung seines Eigentumes im Gegenzug zu geben haben.
Unabhängig davon, ob das Verhandlungsangebot von Schmalbrock ernst gemeint ist und welche Verhandlungsposition wir dabei hätten – wenn es um die Etablierung eines autonomen/selbstverwalteten Zentrums geht, ensteht damit eine Pattsituation. Ein Eigentümer, der bei der Nutzung mitredet und Bedingungen stellt, welche über das Bezahlen der Betriebs- und Nebenkosten hinausgeht, ist mit dem Konzept und Anspruch eines autonomen/selbstverwalteten Zentrums kaum zu vereinbaren. Wollen wir eine Raum schaffen, in dem es möglich sein soll mit Formen eines alternativen und schöneren Lebens zu experimentieren und von wo aus wir selbstorganisiert radikale Kämpfe für ein solches führen können, kann dies nicht passieren, indem wir uns Bedingungen und Inhalte von einem Eigentümer diktieren oder abnicken lassen, da es gerade darum gehen muss mit solchen Logiken zu brechen.
Wenn wir in Zukunft mehr als symbolische Besetzungen durchführen und ein autonomes/selbstverwaltetes Zentrum im Jena haben wollen, müssen wir mit ähnlichen Situationen rechnen und uns fragen, was bei einem etwaigen nächsten Mal anders zu machen wäre. Ohne ausreichende Druckmittel und ein ernstzunehmendes Drohpotential wird es in Jena jedenfalls auf absehbare Zeit kein autonomes/selbstverwaltetes Zentrum geben.
Inzwischen hat wohl auch Schmalbrock eingesehen, dass er sich sein Verhandlungsangebot in die Haare schmieren kann und hat verlautbaren lassen, dass wir das Ultimatum zur freiwilligen Hausräumung verstreichen lassen haben und er den Fall an die Polizei übergibt. Gerade haben sich deswegen wohl Bullen beim Gefahrenabwehrzentrum Am Anger gesammelt und das Haus wurde durch sie gescoutet. Allerdings haben sich auch wieder mehr solidarische Menschen vor dem Haus versammelt und die gesamte Straße davor in Beschlag genommen. Eine freiwillige Räumung ist daher nicht zu erwarten und würde aus unserer Sicht auch keinen Sinn machen – dann hätte wir uns den Stress auch sparen können und gleich mit einem Konzept für ein „soziokulturelles Zentrum“ als Bittsteller bei der Ernst-Abbe-Stiftung vorsprechen können, dass dann von ihnen weichgespült wird. Kommt also gerne noch mit euren Freund_innen hier in der Carl-Zeiss-Straße 10 vorbei oder überlegt euch, was ihr sonst tun könnt, um die Besetzung zu unterstützen.

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