ein Tag mit selbstverwaltetem Zentrum geht zu Ende

Seit mittlerweile zehn Stunden ist die Carl-Zeiss-Straße 10 besetzt. Nach wie vor sind vor dem Haus Menschen, die sich abgesprochen haben, wie sie die Nacht über weitermachen wollen…
Insgesamt können die Beteiligten auf einen ereignisreichen und wertvollen Tag zurückblicken, die einige Anstöße zur Frage der Möglichkeiten linksradikaler Raumaneignung geliefert hat zurückblicken. Eine Sambaband spielte, zahlreiche Flyer wurden in der Stadt verteilt, in den Medien fand die Aktion ein größeres Echo. Ein Haus wurde begutachtet, gestaltet und für brauchbar befunden. Menschen fanden sich zusammen, trafen sich wieder, tauschten sich aus und organisierten sich. Verschiedene Gruppen und Personen unterstützten eine Idee und ein Projekt, das ihr gemeinsames werden könnte. Dem entgegen kam, dass die Vollstrecker der Ordnungsmacht sich bisher recht umgänglich gezeigt haben – sicherlich aber, weil sie planen morgen in aller Ruhe eine Räumung durchzuführen. Zu den „Verhandlungen“ wurden schon verschiedene Dinge berichtet. Deswegen ist es wichtig, dass auch schon am frühen Morgen wieder mehr Leute zum Haus kommen, um sich solidarisch zu zeigen.

Selbstkritisch ist an dieser Stelle anzumerken, dass während der Aktion deutlich wurde, dass wichtige Debatten im Vorfeld nicht ausgiebig geführt wurden. Vielen Dingen, wie einer autoritären Stadtplanung und der kapitalistischen Verwertungslogik, stehen wir recht ohnmächtig gegenüber. Trotzdem wollen wir sie angeben und uns nicht in vermeintliche Sachzwänge fügen. Andererseits ist es aber an uns heraus zu finden, in wie weit wir uns wirklich hierarchiefrei und selbst organisieren und als emanzipatorischen politischen Akteur formieren können. An diesem Tag wurde deutlich, dass dafür viele Menschen einstehen und solche Lebens- und Politikvorstellungen auch praktizieren. Für die Erkämpfung eines selbstverwalteten Zentrums in Jena ist es dennoch erforderlich, dass wir weiter zusammen wachsen und miteinander auch kontinuierlich weiter gehen. Wenn mit der Hausbesetzung dafür ein wichtiger Anstoß gegeben wurde, war sie es wert. Diesen Anstoß aber aufzugreifen und mit ihm etwas zu machen, ist eine langfristige geduldige Arbeit.

Einen riesigen Dank an alle solidarischen Unterstützer_innen.

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