Juhuu! – Hausbesetzung in Münster

Na super. Endlich wieder eine Hausbesetzung in Münster beim Köhlweg 17 und 19. Unten findet sich der Aufruf. Eine Anzeige wurde gestellt und insofern kann mit Räumungsversuchen in der nächsten Zeit gerechnet werden. Weiterhin wurden etliche Security-Heinies dorthin gekarrt um andere Häuser zu bewachen. Ein indymedia-Artikel berichtet davon. Sehr erfreulich ist auch, dass schon eine Programmankündigung für morgen steht.
Viel Erfolg den Besetzer*innen. Haltet durch und hoffentlich erhaltet ihr viel Unterstützung!

Aufruf

Menschen werden verdrängt, (Lebens-)Räume genommen. Dieses Problem ist nicht auf Münster beschränkt, sondern ist ein Prozess, der in vielen Städten Deutschlands und weltweit stattfindet. (Ungenutzte) Immobilien gelten als Investitions- und Spekulationsobjekte. Die Art von Stadtplanung orientiert sich an Profitmaximierung und den Interessen weniger handlungsbefähigter (sowie einer privilegierten Mehrheit) unter Ausschluss vieler Betroffener. Für Menschen, die finanziell oder institutionell benachteiligt sind, bleibt dort oft kein Platz und sie werden an den Stadtrand verdrängt. Städitsche soziale Strukturen sind starr und bürokratisch und lassen sich kaum mitbestimmen. Im Gegensatz dazu kann die Organisation von unten, z.B. im eigenen Stadtviertel, dynamisch, kreativ und selbstbestimmt sein. Im Konsens können Nachbar_innen über das entscheiden, was sie selbst betrifft und eigene Lebensräume gestalten.

Seit über 1,5 Jahren lebten in 3 Häuserreihen am Fitzmauriceweg und Köhlweg 150-200 Menschen. Nun werden auch sie verdrängt. Im Zeitraum zwischen 2016 und 2018 mussten schon viele von ihnen, darunter alle Menschen mit Fluchterfahrungen, der bevorstehenden Aufwertung der Häuserreihen weichen. Hierdurch wurden nicht nur Wohn- und Gemeinschaftsräume zerstört, sondern auch Möglichkeiten des solidarischen Zusammenlebens beendet und geflüchtete Menschen stärker isoliert. Solchen Entscheidungen liegt struktureller Rassismus und Paternalismus zugrunde, die Betroffenen selbst haben keinerlei Mitspracherecht. Zur Zeit ist es in Münster für Menschen, die in oftmals nicht zumutbaren Massenunterkünften leben müssen, unfassbar schwierig, eigene Wohnungen zu finden.
Wieder ist es die BImA, die diese Häuser verwaltet. Wie schon beim Zollamt und anderen Gebäuden in Münster, kümmert sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben um die Verwaltung, um nach eigener Angabe mit „Deckung des Grundstücks- und Raumbedarfs für Bundeszwecke durch darlehensfinanzierten Neubau, Kauf, Anmietung oder öffentlich private Partnerschaftsmodelle „, sowie durch “Verwaltung und wirtschaftliche Verwertung von Grundstücken, die für Zwecke des Bundes nicht mehr benötigt werden” Profit zu machen. Dabei bleiben Menschen, denen nicht die Mittel reicher Investor_innen zu Verfügung stehen, auf der Strecke. Es wird anscheinend bevorzugt, Häuser lieber jahrelang dem Leerstand zu überlassen, anstatt den Menschen, die sie nutzten wollen und dringend Wohnraum in Innestadtnähe benötigen.

Um selbstbestimmt Alternativen zu schaffen und Marginalisierungen vorzubeugen, ohne dabei abhängig von Stadt oder Vermieter_innen zu sein, bedarf es selbstverwalteter und unkommerzieller Strukturen. Besetzte Häuser bieten uns die Möglichkeit dazu. Mit Deinem Engagement kann der Köhlweg ein Ort sein, an dem politische, soziale und kulturelle Organisation stattfindet: Wohn- und Veranstaltungsraum, Begegnungs- und Beratungsstätte, Café, Werkstatt, Schutzraum vor Diskrimierungen sind nur einige Beispiele, welche Funktionen die Häuser erfüllen könnten – fernab von Profitstreben, Ausbeutung, Autoritäten.

Wir sind uns bewusst, dass wir in einer Welt leben, in der wir tagtäglich auf viele Widersprüche stoßen. Gerade deswegen müssen wir Orte der Auseinandersetzung, Achtsamkeit und des stetigen Austauschs schaffen und den Versuch von einem Raum frei von Diskriminierungen als immer fortwährenden Prozess begreifen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Privilegien, von denen wir profitieren, muss Teil dieses Ortes sein. Für Menschen, die Diskriminierung/en erfahren, sollten Räume der Selbstermächtigung und des Rückzugs geschaffen werden. Gemeinsam und nur so können wir an Alternativen zur Wohnungs- und Stadtpolitik arbeiten und eine Atmosphäre frei von Hierarchien ansteuern.
Ein Raum des lebendigen Widerstands und der blühenden Solidarität, nachbar_innenschaftlich organisiert, jenseits von Herrschaftsstrukturen, abseits von staatlichem Zugriff

– Wir fordern diesen Raum nicht, wir nehmen ihn uns.

Und es brauch Dich/Euch, um ihn aufbauen und zu erhalten!

Wir freuen uns dich im besetzten Haus begrüßen zu können!

Adresse: Köhlweg 17 und 19
Twitter: https://twitter.com/squatms

Mail: squat_ms@riseup.net

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