„Mitmenschlichkeit, Toleranz, Demokratie und Courage“ – kritische Anmerkungen für weitere Diskussionen

Aufgrund unseres Vorschusses an Solidarität für Aktionsformen, die den Rahmen standardisierten eingehegten Protestes teilweise aufsprengen, sowie der Ereignissfülle des Tages (Hess-Marsch von Thügida) etwas verspätet nur ein kurzes Statement zur Pressemittelung der Besetzer_innen (Einzelmeinung):

Um ein „Refugium für Mitmenschlichkeit, Toleranz, Demokratie und Courage zu schaffen“ (PM, Indymedia) waren zumindest einige der Unterstützer_innen der Solidaritätskundgebung vor dem Haus definitiv NICHT gekommen.
Vielmehr sehen sie in diesen Schlagworten bürgerlicher Ideologie einen nicht geringen Teil dessen präsentiert, was eben ein Grundproblem der rassistischen, sexistischen, antisemistischen, kapitalistischen, arbeitsfetischistischen (etc.) Gesellschaft ausmacht. Dass diese auch mit dem Faschismus zusammenhängt, wie er uns heute begegnet scheint den Autor_innen der Pressemittelung nicht aufgefallen oder zumindest erwähnenswert zu sein.

Alles nur ein Witz, wie der lange schon wieder abgegriffene mit dem Antifa e.V.? Oder eine strategische Finte, um viel Presseaufmerksamkeit zu erzeugen und nicht gleich in die Ecke der bösen Krawallmacher_innen gestellt zu werden? Zu jenen, die gute Gründe haben, sich gegen die bestehende Gesellschaftsordnung zu positionieren und sie radikal verändern zu wollen – was auf vielen Wegen geschehen kann? Nehmen Menschen, die eine derartige Pressemittelung schreiben, sich selbst überhaupt ernst? Die Vermutung liegt nahe, dass sie es tun. Und dass sie genau diese Beliebigkeit erwähnter Phrasen adaptiert haben, weil sie darin ihre Ansichten vertreten sehen. Aber was ist die Aufmerksamkeit wert, wenn es an eigenen Inhalten offensichtlich mangelt?

Jena braucht ein Autonomes Zentrum! Nicht zur Selbstbespaßung, nicht als staatlich genehmigte „Soziokultur“, sondern als Ausgangspunkt, als Stützpunkt, für die Organisierung der Auseinandersetzungen um die befreite Gesellschaft.

Dies soll ein Anstoß zur gemeinsamen Diskussion um unsere teilweise unterschiedlichen Postionen sein. Dass die Besetzer_innen diese Aktion gemacht haben (und dies auf ihre Weise) ist eine gute Sache. Es ist eine unterstützenswerte Sache, denn damit gehen sie mal einen Schritt weiter, als viele andere. Sie wagen etwas, tasten sich vor auf ungewohntem Terrain. Wie sie jeweils zur PM stehen ist ohnehin eine offene Frage. Eben deswegen wäre es schön, in weiteren Austausch zu kommen. Lasst uns gemeinsam und mit mehr Menschen, ein Stück voran kommen, anstatt die schlechten Zustände zu verteidigen. Spannend wird, wohin dies führt…

Alles Gute allen Beteiligten und kritisch-solidarische Grüße! Wir hoffen auf einen gediegenen Nachgang dieses Kapitels!

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